Handbücher für Friedhof als Vermächtnis der Verantwortung


Jüdische Friedhöfe waren nicht nur Orte der Trauer für die Hinterbliebenen, es waren auch Zeugnisse jüdischen Lebens. Eine Unversehrtheit der Gräber bedeutete auch Aussicht auf die Auferstehung im jüdischen Glauben.  So auch in Zierenberg, bevor die Ruhestätten während der NS-Zeit geschändet und weitestgehend zerstört wurden. Jetzt haben Schüler der Klasse R9a (und zuvor R8a) gemeinsam mit Julia Drinnenberg und Gabriele Hafermass von der jüdischen Abteilung im Stadtmuseum Hofgeismar die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Zierenberg aufgearbeitet und in zwei Begleitbüchern dokumentiert.

„Das ist ein weiterer Baustein der Zierenberger Geschichte“, sagte Zierenbergs Bürgermeister Rüdiger Germeroth. In Zierenberg sei es schon einen Tag vor der Pogromnacht am 9. November 1938 zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Juden gekommen. Umso wichtiger sei jedes Detail der Aufarbeitung.

Ein Jahr lang haben die Schüler mit Klassenlehrerin Simonie Kettner akribisch alle Informationen zusammengetragen, um die „stummen Zeugen der Vergangenheit zum Sprechen zu bringen“. Dabei haben sie Inschriften mit Hilfe von Dvora Nekrich aus Kassel, der Ehefrau des Rabbiners Shaul Nekrich übersetzt und ergänzt, Steine und Koordinaten vermessen und einen Lageplan erstellt, der dem Handbuch beiliegt und Informationen aus Sterberegistern jüdischer Gemeinden zusammengetragen. „

Die Schüler haben für diese Dokumentation echte Verantwortung übernommen“, sagte Julia Drinnenberg, Pädagogische Leiterin der Abteilung Judaica im Stadtmusem Hofgeismar.  Interessenten können dieses Werk nun mit dem Friedhofsschlüssel im Rathaus abholen und sich selbst ein Bild vom Friedhof machen.  Wilfried Wicke, Sprecher der AG Erinnerungskultur Zierenberg empfahl, das Schriftstück auch ins Englische zu übersetzen. Nach wie vor habe die AG Erinnerungskultur Zierenberg Kontakte zu Verwandten der ehemaligen jüdischen Mitbürger, die sich sehr für die Geschichte in Zierenberg interessieren. Er gab den Schülern mit auf den Weg, sich gegen Hass, Hetze und Antisemitismus zu stellen-

Auf der letzten Seite des ersten Buches sind zum Gedenken an die ermordeten Zierenberger Juden alle Namen aufgeführt. Im zweiten Buch wird der jüdische Friedhof in Zierenberg vor seiner Zerstörung beschrieben.